Coronakrise

Bruckmühler Wiesn 2021 abgesagt

Torsten Neuwirth,
Pressewart SVB

20. Mai 2021

„Nach dem Motto, nur die Hoffnung stirbt zuletzt, haben wir bis zur letzten Minute gewartet, um das Unmögliche doch noch möglich zu machen.

Die dritte Welle und das angekündigte Impfprocedere der nächsten Wochen haben für den finalen Nackenschlag gesorgt“, bringt Bernhard Gleißner, designierte Vorstand des SV Bruckmühl (SVB), die niederschmetternde Situation auf den Punkt. Nach 2020 fällt das traditionelle Volksfest des SV Bruckmühl im Juli auch in diesem Jahr dem dicken Rotstift zum Opfer.

Auch Bruckmühls Rathauschef Richard Richter hadert mit der Absage. Auch für ihn wäre gerade jetzt ein Stimmungsaufheller schön und wichtig. Priorität hat seiner Ansicht nach aber auch der verantwortungsvolle Umgang mit der herrschenden Situation. So richtete er seinen Dank an die Chefetage des SVB. „Danke, dass sie es sich mit der Entscheidung nicht leicht gemacht haben, auch wenn dies unsagbar schwergefallen sein muss. Unsere Solidarität gilt der gesamten Mannschaft des SVB und den Schaustellern“, zeigte sich der Bürgermeister als Teamplayer.

Die SVB-Verantwortlichen hatten nach eigenen Aussagen die Corona-Entwicklungen permanent im Blick und je nach Strategiestand dabei auch diverse Veranstaltungs-Szenarien gedanklich durchgespielt. Unter dem Strich kamen sie aber immer zu dem gleichen Ergebnis: Die „SVB-Wiesn“ gibt es nur ganz oder gar nicht. „Alles andere ist aus logistischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten unrealistisch“, stellt Klaus Christoph, SVB-Chef, mit mehrmaligen Schulterzucken klar. Für die SVB Chef-Etage stand dabei vor allem auch eine Risikoabwägung an vorderster Stelle. „Unser Volksfest ist ein positiver Botschafter für die Region, und dass wollen wir durch eine Leichtfertigkeit auf gar keinen Fall aufs Spiel setzten“, verdeutlicht Vorstandskollege Gleißner.
Der Ausfall des Bruckmühler Volksfestes ist nicht nur ein einschneidender Einschnitt in das sportliche und gesellschaftliche Leben, sondern auch ein ganz besonderer in den wirtschaftlichen Bereich des SVB.

 

Die zehntägige „SVB-Wiesn“ ist seit 70 Jahren das finanzielle Fundament für das schuldenfreie, vereinseigene Areal im Süden der Marktgemeinde.
Mit dem Reingewinn der „Bruckmühler Fünften Jahreszeit“ wird der Unterhalt des vereinseigenen SVB-Sportzentrums rund um die Sportheim-Gaststätte bestritten. Dies beinhaltet auch die dafür nötigen Modernisierungs-Investitionen. Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist die Finanzierung der professionell strukturierten Nachwuchsarbeit aus den erwirtschafteten Eigenmitteln.

Darüber hinaus bestreiten die neun Sparten mit den Volksfesteinnahmen auch ihren kompletten Trainings- und Spielbetrieb im Erwachsenen-, Jugend- und Kinderbereich. „Das ist dann schon eine Hausnummer pro Jahr“, bilanziert Kassier Stefan Brence nach einem tiefen Durchatmen und ergänzt, „hier werden wir alle künftig den Gürtel noch einmal deutlich enger schnallen müssen“. Heißt im Klartext: Nachdem jetzt schon zum zweiten Mal der „Wirtschaftsfaktor Volksfest“ ersatzlos ausfällt, muss die Einnahmen- und Ausgabensituation für 2021 hinaus sowohl durch den Hauptverein als auch die neun Sportsparten im konstruktiven Miteinander auf den Prüfstand gestellt und dann neu justiert werden.

Sichtlich gefrustet zeigt sich auch Wiesn-Bürgermeister Alex Zehetmaier. „Mich wirft wirklich so schnell nichts aus der Bahn, aber der Virus schafft es jetzt schon zum zweiten Mal und das nervt mich persönlich ungemein“, zeigt sich der sympathische Zwei-Meter Mann zerknirscht. Für ihn ist in der ganzen Misere, das größte Manko, dass das gesellige und gemeinschaftliche Miteinander komplett auf der Strecke bleibt. „Unser Volksfest steht an allen zehn Tage für Unbeschwertheit, weg vom Alltag, unbeschwert Freude und Spaß genießen, und dass alles in einer gänzlich entspannten Atmosphäre für Klein und Groß“. Nach seiner Darstellung waren im Gegensatz zum vergangenen Jahr keine großen „Absage-Gespräche“ zu führen, „irgendwie haben ja alle damit gerechnet, die Brauerei und Schausteller als auch die Standlbetreiber, Musikkapellen und Bedienungen. „Erst wenn das Liebgewonnene und Gewohnte auf einmal plötzlich weg ist, merkt man, wie es einem fehlt“, erklärt Zehetmaier seine Gefühlslage.

Trotzdem geht der Wiesn-Chef mit einem Augenzwinkern die Zukunft beherzt an, „alles kein Problem, dann feiern wir unser Bruckmühler Volksfest im kommenden Jahr eben 20 Tage lang“.

Statements

 

Richard Richter, 52 Jahre, Bruckmühl, 1. Bürgermeister

Natürlich nehmen wir die Absage des Bruckmühler Volksfest traurig, aber voller Verständnis zur Kenntnis. Es ist sehr bitter, dass die Durchführung der „Fünften. Bruckmühler Jahreszeit“ nach 2020 auch 2021 nicht möglich sein wird, trifft doch das Fest das Bruckmühler Lebensgefühl. Vorfreude, Spaß während des Festes und die Erinnerung an die tollen Tage begleiteten uns regelmäßig durch das restliche Jahr. Wir hoffen auf das Wiesenfeeling 2022.Natürlich nehmen wir die Absage des Bruckmühler Volksfest traurig, aber voller Verständnis zur Kenntnis. Es ist sehr bitter, dass die Durchführung der „Fünften Bruckmühler Jahreszeit“ nach 2020 auch 2021 nicht möglich sein wird, trifft doch das Fest das Bruckmühler Lebensgefühl. Vorfreude, Spaß während des Festes und die Erinnerung an die tollen Tage begleiteten uns regelmäßig durch das restliche Jahr. Wir hoffen auf das Wiesenfeeling 2022.

Franz Heinritzi, 73 Jahre, Bruckmühl, Alt-Bürgermeister

Es ist wirklich schade, dass das größte gesellschaftliche Ereignis der Region wieder ausfällt. Das ist ein herber Verlust für Jung und Alt. Der SVB hat mit allen Beteiligten und großem Engagement ein zehntägiges Event mit hohem Ansehen weit über die Gemeindegrenzen hinaus aufgebaut. So hart und bedauerlich es auch ist, wir müssen mit Mut und Kraft die Zukunft angehen um die alte Tradition im nächsten Jahr wieder fortzuführen.

Heidi Ranner, 49 Jahre, Dettendorf, Servicekraft

seit 27 Jahren Bedienung am Bruckmühler Volksfest

Wenn man wie ich seit 27 Jahren auf der Bruckmühler Volksfest als Bedienung arbeitet, dann freut man sich jedes Jahr wieder auf das große Familientreffen. Wenn dieses dann ausfällt, tut das schon ganz schön weh. So schlimm wie diese Situation auch ist, Jammern macht die ganze Sache auch nicht besser. Man muss einfach das Beste aus dieser ganzen Misere machen. Ich freue mich schon jetzt riesig auf das nächste Jahr.

 

 

Peter Hainz, 52 Jahre, Götting, Elektroniker und Hendlbrater

in 2. Generation Betreiber der Hendl-Braterei auf der SVB-Wiesn

Seit 1958 Jahren betreibt meine Familie mit viel Herzblut die Hendl-Braterei auf der SVB-Wiesn. Viele Freunde und Bekannte, die man das ganze Jahr über nicht sieht, trifft man nur auf dem Bruckmühler Volksfest. Die Absage ist ein großer Verlust für das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Unsere Hendl-Braterei bleibt leider wie im vergangenen Jahr eingelagert. Ich fiebere schon jetzt dem Volksfestauftakt im kommenden Juli entgegen.

Richard Mark, 44 Jahre, Högling, Berufsschullehrer

seit 11 Jahren Chef der SVB Ordner-Crew

Aufgrund unterschiedlicher Freundeskreise trifft sich unser SVB Ordnerteam nur zur Volksfestzeit. Schon beim ersten Wiedersehen, eine Woche vor dem Start, spürt man sofort wieder den großen Zusammenhalt. Das ist schon einmalig. Die SVB-Wiesn ist der Treffpunkt für Jung und Alt, Klein und Groß. Die Absage ist schon ganz schön frustrierend. Machen kann man ja eh nichts dagegen. Also, Kopf hoch, wir freuen uns auf das kommende Jahr.

 

Thomas Krabichler, 30 Jahre, Kirchdorf, Kfz-Meister und Firmeninhaber

Vorstand der Blaskapelle Bruckmühl

Es fehlt einfach etwas. Unsere ganze Musi freut sich jedes Jahr auf die SVB-Wiesn. Was gibt es schöneres für einen Bruckmühler, als mit der Blaskapelle Bruckmühl auf dem Bruckmühler Volksfest zu spielen. Die Auftritte gehören zu unseren Saison-Highlights. Hier trifft man Leute und Bekannte, die man sonst das ganze Jahr über nicht sieht. Für mich persönlich gehört ein Zehn-Tages-Volksfest-Abo zur Selbstverständlichkeit.

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