Seit 71 Jahren ist die „Fünfte Bruckmühler Jahreszeit“ im Juli der beliebte Treffpunkt für Jung und Alt, Groß und Klein. Von den knapp 40000 Besuchern, die alljährlich für vergnügliche Stunden zum Bruckmühler Volksfest kommen, reisen manche sogar aus Italien, England, Neuseeland, Australien und den USA an. So kommt es nicht selten vor, dass auf der „SVB-Wiesn“ bei einer zünftigen Maß Radler oder Hopfensaft Bekanntschaften, Freundschaften mit teils bewegenden „Herz-Momenten“ und langer „Haltbarkeitsdauer“ rund um den Globus geschlossen wurden und auch noch werden.
Dazu zählt auch die Geschichte von der Texanerin Betty Johnson und dem Bruckmühler Heinz Raabe, die genügend Stoff für eine mehrteilige „Volksfest-Love-Story“ hätte.
Das „gemischte bayerisch-amerikanische Doppel“ feierte auf der „SVB-Wiesn“ ihre Goldene Hochzeit.
Doch der Reihe nach.
Die im texanischen St. Antonio geborene Betty Johnson war im Juli 1972 auf Verwandtschaftsbesuch bei der „legendären Birkenstüberl-Wirtin“ Hertha Zapf in der Heufeldmühle. Dort traf sie dann auch zum ersten Mal auf Heinz Raabe. „Mehr aber als ein kurzer Augenkontakt und ein `Hallo´ war aber nicht“, erinnert sich die gebürtige Texanerin. Auf dem für zusammen gestellten Family-Tour Programm stand auch ein Besuch des Bruckmühler Volksfestes. Dort traf die 18-jährige am 14. Juli 1972 zufällig wieder auf den „dashing Bavarian boy“ (feschen bayerischen Burschen). „Es war quasi Liebe auf den ersten Blick“, schmunzelt die Amerikanerin in Erinnerungen und Heinz ergänzt, „da hat mich auf einen Schlag ganz schön der Blitz gestriffen“.
Nach Bettys Erzählungen wurde aus dem ersten schüchternen Augenzwinkern, zarten „Anbandel-Gesprächen“ mit Händen und Füßen, Sympathie, dann Zuneigung und schon nach vier Tagen die große Liebe. Vor dem Autoscooter gab es den ersten zarten Kuss.
Dann musste die High School-Schülerin aber wieder zurück nach Florida. „Wer aber gedacht hätte, dass war es mit dem Urlaubs-Flirt, irrte sich gewaltig“, betonen beide mit einem sympathischen Lächeln und nach oben zeigenden Daumen.
In den folgenden zwei schweren „Liebes-Entzug-Jahren“ wurde der rege Kontakt mit zahllosen Luftpost-Briefen und kurzen Telefonaten aufrechtgehalten. „Eine Minute aus der alten, gelben Telefonzelle kostete stolze 4,55 Mark, das war im wahrsten Sinn des Wortes schon eine riesen Nummer“, blickt Heinz zurück.
Dazu investierte der gebürtige Kirchdorfer noch das gesamte gesparte Lohn-Geld in drei Florida-Flüge.
Im September 1973 fand dann die „kleine aber feine“ Verlobung im Familienkreis in Miami statt. Dazu setzten sich auch die Eltern des heute 77-jährigen ins Flugzeug.
Anfang Juli 1974 machte sich Betty mit ihrem High School-Abschluss und allen erforderlichen Hochzeitsdokumenten im Gepäck auf den Weg nach Bruckmühl, zur großen „Wedding-Party“.
Der erste Weg, wie sollte es auch anders sein, führte das junge Liebespaar auf „ihre Bruckmühler Wiesn“.
Nur zwölf Tage nach dem WM-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fand dann am 19. und 20. Juli 1974 mit „großem Hallo“ die standesamtliche und kirchliche Hochzeitsfeier mit ihrem „weltlichen Finale“ in der Gaststätte „Birkenstüberl“ statt. Mit von der Partie waren dabei auch die Eltern und jüngste Schwester von Betty.
Jetzt, fast auf den Tag genau 50 Jahre nach ihren „Ja-Worten“ im Standesamt des altehrwürdigen Rathauses am Rathausplatz und in der katholischen Herz-Jesu Kirche, feiern die inzwischen seit 2005 am Chiemsee heimisch gewordenen Jubilare in wenigen Tagen ihre „Goldene Hochzeit“. Mit von der Partie sind die beiden Kinder Daniela und Andreas, vier Enkel und ein Urenkel sowie Bettys 91-jähriger Vater Frank, der aus Melbourne (Florida) „einfliegt“.
Zuvor war natürlich der Besuch auf „ihrem“ Bruckmühler Volksfest „ein must have-Termin“. Dabei wurden die sichtlich immer noch frisch Verliebten von den beiden Vorständen des SV Bruckmühl Bernhard Gleißner und Hannes Dörnberger sowie Wiesn-Bürgermeister Rene Blazek empfangen.
Torsten Neuwirth