Der Kahn der Sport-Stockschützen liegt auf Grund

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Harry Elschker

Harry Elschker

27. Oktober 2020

Mit der zwangsverordneten Ruhe hadern nicht nur die SVB Sport-Stockschützen um das Vorstands-Trio Franz Wasl, Franz Binder und Hans Binder (v.l.)

September 2020 –

„Der Kahn der Sport-Stockschützen liegt komplett auf Grund, und dies trotz kontaktlosen Spiels unter freiem Himmel, es ist schlichtweg zum Heulen, an der Situation wird sich auch kurzfristig nichts ändern“, bringt Franz Wasl, Spartenleiter der Stockschützen des SV Bruckmühl (SVB), seine Gefühlslage und die aller Sportkollegen bei der jüngsten „Outdoor Spartenvorstandssitzung“ – trotz allem Verständnis für die Covid-19 Großwetterlage – kurz und knapp auf den Punkt.

Grund für die Misere ist das zu beachtende Hygienekonzept mit all seinen detaillierten Auflagen und Beschränkungen. „Da werden uns Stockschützen so massive Handfesseln anlegt, dass ein Sportwettkampf für acht Sportler auf gut 200 Quadratmetern Spielfläche im Außenbereich gar keinen Sinn macht“, erklärt dazu ein sichtlich nachdenklicher Franz Wasl. So darf die Daube, die Zielscheibe, nur mit dem Fuß bewegt werden. Das genaue Abstandsmessen zur Daube bei kleinen Abständen soll nur von einer Person vorgenommen werden. Erst bei einem Abstand von über 1,5 Meter darf ein zweiter Spieler zur Auswertung mit hinzugenommen werden. Schiedsrichter müssen bei Berührung der Daube Handschuhe tragen.

„Auch wenn sich dies für Laien gar nicht so schlimm anhört, die Summe aller Regelungen verhagelt uns den Sport“, ergänzt Franz Binder, Sparten-Kassier. „Das Highlight wäre, wenn jetzt auch noch die Stöcke im Häusl einen Sicherheitsabstand von 1,5 Meter einhalten müssten“, treibt der Spartenleiter die Sachlage mit einem Augenzwinkern auf die Spitze.

Dazu kommt auch, dass die Geselligkeit, das zweite wichtige Standbein der Sport-Stockschützen, auf der Strecke bleibt. Unser Sport hat eine lange Tradition in Bayern und lebt vor allem auch vom Miteinander nach dem Wettkampf. „Zwistigkeiten, Rivalitäten und Siegerdenken auf der Bahn rücken spätestens bei der Siegerehrung dann ganz schnell in den Hintergrund, wir sind eben eine große Sport-Familie mit teils langjährigen Freundschaften“, beschreibt Sparten-Vize Hans Binder das Szenario.

Im gesamten Altlandkreis Bad Aibling fielen bis dato sämtliche Stockschützen-Veranstaltungen dem Rotstift zum Opfer. Dazu zählen die traditionellen Einladungs-, Freundschafts- und Brotzeit-Turniere. Auch wurde die Meisterschaftsrunde komplett abgesagt.

Eine gleiche Entscheidung musste für das seit Jahren bestehende Drei-Kampf Turnier zwischen dem Hufeisenclub Vagen, den Burschen und Stockschützen Mittenkirchen und den SVB-Stockschützen als auch für das Auer Straßen-Turnier getroffen werden.

Doch damit nicht genug.

In diesem Jahr hätten die SVBler ihr 60-jähriges Jubiläum mit einem Turnier und Festabend gefeiert. „Ob, wann und wie es nachgeholt wird, werden wir sehen“, erklärt dazu Sparten-Chef Franz Wasl.

Laut Kassier Franz Binder schlagen auch die fehlenden Einnahmen vom gecancelten Bruckmühler Volksfest 2020 hart ins Kontor, zumal die finanziellen Aufwendungen für die Stockbahnen, das Sparten-Häusl und das gesamte Sport-Equipment weiterlaufen.

In der prekären Situation zeigt sich bei den SVBlern der große Spartenzusammenhalt aller Mitglieder als Fels in der Brandung. So sind die Teilnehmerzahlen beim internen Mannschaftstraining am Freitag sowie beim Senioren-Training am Donnerstag bei Berücksichtigung aller Sicherheitsmaßnahmen topp. „Da machen wie eben unseren Sport und unsere Gaudi unter uns“, beschreibt Hans Binder die aktuelle Situation.

Doch ist bei den SVBlern immer noch ein entgegengesetzter und „vorsichtiger“ Trend zu verzeichnen. „Es gibt bei uns Mitglieder, die sich bis heute nicht auf die Stockbahn trauen“, zeigt Eisstock-Chef Franz Wasl hierfür Verständnis und ergänzt, „jede und jeder Erkrankte ist schlichtweg einer zu viel“.

Trotz aller Hemmnisse gehen die Stockschützen des SVB engagiert und zuversichtlich die nächsten Wochen an. „Zusammen pack ma des ois, des wird scho, nur ned locka lassn“, nickt Franz Wasl und streckt dabei den Daumen der rechten Hand nach oben.

Thorsten Neuwirth

Harry Elschker

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