Als am 21. Oktober um 10.45 Uhr eine E-Mail mit einer italienischen Absender-Kennung auf dem privaten Laptop von Peter Jüstel aufploppte, trat das Befürchtete ein. Das Organisations-Komitee aus Ravenna musste aufgrund der Covid-19 Großwetterlage den Marathon am 8. November in Ravenna canceln. „Die Nachricht war schon ein harter Knock-Out, Ravenna wäre mein 30. Langstrecken-Run gewesen“, blickt der Marathon-Fan auf den damaligen Moment und das verpasste Jubiläum-Rennen zurück.
Nachdem sich die erste Zerknirschtheit gelegt hatte, schnürte der Spartenleiter der Leichtathleten des SV Bruckmühl sofort wieder die Laufschuhe. Sein Credo, „ein neues Ziel muss her und dafür muss die Fitness passen“. Wochen später löste die Internet-Recherche auf den verschiedensten Lauf-Plattformen bei Jüstel einen Jubelschrei aus. „Ich habe gedacht, er bekommt einen Herzinfarkt, so laut schrie er“, erinnert sich Ehefrau Doris. Grund der Euphorie: Die Virtualrunners informierten über den „Dubai Run“. Unter dem Motto „Die Perle Arabiens, Exklusive Moderne trifft auf Wüste und Tradition, erlaufe dir deine wunderschöne Virtual Dubai-Medaille“ waren verschiedene Laufstrecken ausgeschrieben. Für den Einmaligkeitscharakter sorgte ein auf 500 Teilnehmer begrenztes Starterfeld. „Als ich die Ausschreibung gelesen hatte, schnellte mein Puls innerhalb weniger Sekunden bestimmt auf 185“, schmunzelt der Langstrecken-Spezialist rückblickend und ergänzt, „da musste ich einfach dabei sein“.
Nach dem Motto gesagt, getan, waren in den nächsten Minuten alle erforderlichen Anmeldemodaltäten für die Halbmarathon-Distanz an die Veranstalter abgesandt. Wenige Tage später lag das Original Dubai Runners-Shirt mit der Startnummer 204 im Postkasten. Am 31. Januar kam dann der Tag der Entscheidung. Die offizielle Startzeit war für die Läufer aus Mitteleuropa auf 10 Uhr terminiert. Bis in die Haarspitzen motoviert ging Peter Jüstel das Projekt „Dubai Halbmarathon“ an. Eine kleine Fan-Delegation schickte den SVBler bei Minus 0,5 Grad Außentemperatur mit Rasseln, Klapperhänden und lauten Anfeuerungsrufen vom Hermann-Löns-Weg auf die Strecke.
Peter Jüstel hatte sich in seiner Streckenplanung für einen Rundweg über Hinrichssegen, Weihenlinden, Högling, Noderwiechs und Kirchdorf entschieden. Die Runde absolvierte er dann zwei Mal. Als Wasserträger auf zwei Reifen begleitete ihn Sohn Christian. Als Streckenposten fungierte Tochter Sandra mit Ehemann Maik und Enkelin Lisa. In der Dorfmitte von Högling versorgte das Bäckerei-Team der Familie Messerer den Dubai-Läufer mit warmen Getränken. Auch hier sorgte eine kleine Fan-Gruppe für eine große Portion Motivation.
- Eine Fan-Delegation mit Christian und Doris Jüstel, Lisa, Maik Arnold Margareta Neuwirth, Heidi Lindner sowie Sandra Arnold und Alexandra Reymel (v.l.) schickte Peter Jüstel auf die Halbmarathon-Strecke
- Mit Klapperhänden, Kochtöpfen und Plakaten feuerten Margareta Neuwirth, Sophia, Regina und Anna Messerer, Doris Jüstel, Sandra und Maik Arnold mit Lisa (v.l.) und Josef Messerer (mit Plakat) Peter Jüstel in der Dorfmitte von Högling an
- Warmer Tee für die nächsten Kilometer und Fan-Beifall von Margareta Neuwirth, Sophia und Anna Messerer, Doris Jüstel, Sandra und Maik Arnold sowie Josef und Regina Messerer (v.l.)
Zur besten „High-Noon-Zeit“ errichte der SVB-Spartenleiter überglücklich nach 21,11 Kilometer und einer Laufzeit von 1:52:26 Stunden die heimischen Haustür. Traditionell lief er dabei die letzten Meter mit einer bayerischen Fahne in der Hand. Nach dem Duschen mussten dann noch die einzelnen Laufzeiten eingegeben und die Formalitäten abgesandt werden. „Als dann nach sechs Tagen die goldfarbene Dubai-Run 2021 Medaille zusammen mit der Finisher-Urkunde im Briefkasten lag, kamen noch einmal die Emotionen hoch, ich hätte nie gedacht, dass ein Virtual Run so viel Spaß machen kann“, freut sich Peter Jüstel.
Torsten Neuwirth
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