Peter Jüstel blickt auf eine beeindruckende Marathon-Karriere zurück und seinem 30. Rennen in Ravenna entgegen

Allgemein

margareta

margareta

27. Oktober 2020

Peter und Doris Jüstel sind seit Jahren ein eingespieltes Trainingsteam. Bei Lang-Distanzens übernimmt sie gerne mit dem Fahrrad die Rolle der „Wasserträgerin“

Seit Anfang September läuft für Peter Jüstel im wahrsten Sinn des Wortes der Zeiger der Countdown-Uhr zum großen sportlichen Jubiläum. Am 8. November will der Bruckmühler im italienischen Ravenna bei seinem insgesamt 30. Marathon an den Start gehen, wenn es die Covid-19 Situation denn auch zulässt. Sein persönliches Markenzeichen bei den Marathon-Events ist der Zieleinlauf mit einer weiß-blauen Bayern-Fahne.

SVB Bruckmühl_Leictathletik_Oktober_2020

Die Marathon-Leidenschaft ist umso bemerkenswerter, da der 56-jährige im Alter von damals 30 Jahren den Sport lediglich aus einem großen Sessel mit einer Tüte Chips, einer Tafel Schokolade und einem kleinen Bierchen in der Hand im Fernsehen „genüsslich“ verfolgte. Sein stattliches Übergewicht lag damals deutlich über der Zehn-Kilo-Marke.

 

Wer sich mit dem amtierenden Spartenleiter (seit 2010) der Leichtathleten des SV Bruckmühl (SVB) zurzeit treffen will, muss selbst entweder die Laufschuhe schnüren und gut bei Kondition sein, oder sich auf das Fahrrad schwingen. Seit gut fünf Wochen taktet das umfangreiche und intensive Lauf-Training rund um den Arbeits- und Familienalltag den Tages-Rhythmus des Außendienst-Mitarbeiters.

Aktuell stehen pro Woche bis zu fünf Trainingseinheiten auf dem Programm. Dabei wechseln sich Tempoläufe mit Intervall-Einheiten und Ausdauerläufen auf unterschiedlichem Terrain ab. „In Summe komme ich in den finalen acht Vorbereitungswochen so auf gut 700 Kilometer Strecke“, beschreibt der bis in die Haarspitzen motivierte Bruckmühler das Sportpensum.

Peter und Doris Jüstel sind seit Jahren ein eingespieltes Trainingsteam. Bei Lang-Distanzens übernimmt sie gerne mit dem Fahrrad die Rolle der „Wasserträgerin“Auf den Langdistanzen sind seine Ehefrau Doris und Sohn Christian mit dem Bike die zuverlässigen Begleiter und geschätzten „Wasserträger“. Wie überhaupt die ganze Familie ab der ersten Stunde voll und ganz hinter der Sportleidenschaft des Langstreckenspezialisten steht. Seit seinem ersten Marathon in München, im Oktober 2004, reist die Familie, darunter auch Tochter Sandra mit Ehemann Maik sowie Enkelin Lisa, zu den Wettkampforten mit. „Damit sich aber nicht alles nur um das Sportevent dreht, verbringen wir dann immer noch zusammen ein paar Urlaubstage in der jeweiligen Region“, erzählt Ehefrau Doris mit einem Augenzwinkern.

 

   

Je nach Veranstaltungsort und –zeit wird der SVBler auch von einer größeren Fan-Delegation begleitet. So geschehen beim Marathon in 2008 in Dresden, 2012 in Venedig und 2016 in Ravenna. Für diese drei Sport-Highlights musste extra jeweils ein Reisebus gechartert werden. Über die gesamte Strecke verteilt gab es dann laute Bruckmühler Anfeuerungsrufe samt Kuhglockengeläut und bayerische La-Ola-Wellen.

Die Initialzündung zu dieser „Marathon-Karriere“ wurde Mitte der 90er Jahre ausgelöst. Jüstel bezeichnet sich rückblickend als „30-jährigen Couch-Potato“. „Anstatt etwas gegen die permanente Gewichtszunahme aktiv zu unternehmen, habe ich lieber die Konfektionsgröße nach oben gewechselt, weil es eben das Einfachste war“, schüttelt er noch heute verständnislos den Kopf. Eines Tages hat er sich dann doch einmal aufgerafft und der Jedermann-Sportgruppe des SVB einen Besuch abgestattet. Dort sei er sofort mit offenen Armen aufgenommen worden. „Doch schon nach der ersten kleineren Warmlaufübung litt ich unter akuten Atembeschwerden und musste das Training abbrechen, ich war total platt und japste auf den Rücken liegend nach Luft“, blickt der SVB-Spartenleiter zurück. Dies sei dann das einschneidende Erlebnis gewesen, bei dem der Bruckmühler den Entschluss gefasst habe: „Jetzt muss sich was in meinem Leben ändern“.

Über die SVB-Jedermänner kam er kurze Zeit später per Zufall zum Lauftreff des SVB. „Nach ein paar Wochen konnte ich fünf Runden auf der Tartanbahn laufen, ohne anschließend unter dem Sauerstoffzelt liegen zu müssen“, lacht heute Jüstel. Schritt für Schritt sei es dann aufwärts gegangen. Natürlich nicht ohne Rückschläge oder Unlust.

Nach gut acht Jahren regelmäßigen Laufen war es dann soweit, das Sportprojekt „München Marathon 2004“ wurde gestartet. Die Vorbereitung nahm elf Monate in Anspruch. Das Motto war beim Startschuss am 10. Oktober 2004 klar definiert, „nur irgendwie durch-, und vor allem, ankommen“. „Bei herrlichem Laufwetter lief alles perfekt und ich kam mit einer Laufzeit unter vier Stunden ins Ziel“, zeigt der SVB Leichtathletik-Chef rückblickende mit dem rechten Daumen nach oben.

Außer 2010, 2016 und 2017, bei denen er verletzungsbedingt pausieren musste, lief Jüstel mindestens zwei Marathon-Wettkämpfe pro Jahr und hat dabei 63 Paar Laufschuhe zerschlissen.

Aktuell ist Jüstel mit seinem Trainingsstand mehr als zufrieden, „ich bin im Soll, alles läuft nach Plan, ob wir aber dann auch in Italien an den Start gehen können, werden wir sehen, dies liegt nicht in unserer Hand“. In dem Zusammenhang betont er noch, „das Wichtigste ist aber die Gesundheit aller, letztere steht über Allem, das ist doch klar“.

 

Lauf-Vita:

  • 30 Marathons über die olympische Länge von 42,195 Kilometer
  • 103 Halbmarathons über die Distanz von 21,1 Kilometer
  • 112 Starts über die 10-Kilometer Distanz
  • Drei Teilnahmen am Staffel-Lauf von Rosenheim zur Partnerstadt nach Lazise am Gardasee
  • Zwei Treppenläufe im Gebäude der Fachhochschule Rosenheim
  • Organisator und Teilnehmer am 24-Stunden-Lauf beim Bruckmühler Volksfest
  • Organisator und Teilnehmer am Bruckmühler Brücken-Lauf (anlässlich Einweihung 2. Mangfall-Brücke)
  • Diverse „Spenden-Läufe“ für karitative Organisationen

 

Persönliche Marathon-Highlights:

  • 2011 Frankfurt „Top Speed“: Persönliche Bestzeit mit 3:24 Stunden
  • 2011 Antalya (Türkei) „Bayerischer Laufbotschafter“: Nachdem dem Ziel-Einlauf ins städtische Leichtathletikstadion mit der „Bayern-Fahne“ in der Hand, wurde Jüstel von der Bayerischen Laufzeitung zum „Bayerischen Lauf-Botschafter“ ernannt
  • 2012 Venedig „Sturm- und Wasserschlacht“: Zehn Minuten vor dem Start kam es zu einem Wetter- und Temperartur-Sturz, von den 42,195 Kilometern mussten auf 38,2 Kilometern gegen auflandigen Sturm und Stark-Regen gekämpft werden
  • 2017 Regensburg „Hitzeschlacht“: Bei hochsommerlichen Temperaturen von 32,5 Grad im Schatten, war jeder Kilometer „ein Kampf ums nackte Überleben“
  • Ravenna: Die Marathon-Veranstaltung mit den schönsten „Finisher-Medaillen“ (Zieleinlauf) mit individuellen Einzelanfertigungen aus Mosaiksteinen

margareta

margareta

0 Kommentare

X